Leitbild

Waldorf Salzburg – Seminar für anthroposophische Erziehungskunst

Erziehung ist Selbsterziehung

Waldorf Salzburg – Seminar für anthroposophische Erwachsenenbildung steht seit 2005 für eine qualitativ hochwertige, zeitgemäße und umfassende Ausbildung zum/r Waldorfpädagogen/in sowohl im Kindergartenbereich als auch im Schulbereich auf der Grundlage des Menschenbildes von Rudolf Steiner. Ein wesentliches Leitmotiv der Ausbildung ist dabei der ‚ethische Individualismus’, was meint, dass die individuellen Lernwege der Auszubildenden wertgeschätzt und berücksichtigt werden.

Das Seminar findet berufsbegleitend durch drei Jahre statt. Die Lernwege basieren dabei auf den Bereichen Kunst, Theorie und Praxis. Die Unterrichtsgestaltung differenziert sich sowohl fachspezifisch nach Kindergarten- und Schulbereich als auch jahrgangsweise – der Unterricht findet in wechselnden Gruppenkonstellationen und Gruppengrößen statt.

Unsere Teilnehmer/innen sind offene, interessierte Menschen, die eine ganzheitliche Form der Pädagogik suchen und dabei die Bereitschaft mitbringen an ihrem Denken, Fühlen und Wollen zu arbeiten. Voraussetzung dafür ist ein angestrebtes Mindestalter von 21 Jahren sowie die Beherrschung der deutschen Sprache.

Unsere Ressourcen gründen sich auf unsere langjährige Erfahrung in der Waldorfpraxis und in der Aus- und Weiterbildung, als auch auf die Vernetzung mit anderen anthroposophischen Bildungseinrichtung im Kleinkindbereich, Schulbereich und Erwachsenenbildungsbereich. Unsere Dozenten/innen sind erfahrene und qualifizierte Lehrpersonen mit dem Hintergrund des anthroposophischen Menschenbildes, welche sich durch kontinuierlichen Austausch und durch Weiterbildung entsprechend qualifizieren.


Wege zur Kreativität in der Pädagogik – Leitlinien für die Ausbildung von Waldorflehrer*innen

Zusammengestellt im Rahmen des International Teacher Education Project
Herausgegeben von der Pädagogischen Sektion am Goetheanum
Dornach, Schweiz. 2022

Schwerpunkte der Lehrer*innen Bildung

1. Wissenserwerb
Studierende lernen einen Weg fortlaufender Selbstentwicklung kennen, den sie bewusst beschreiten und auf dem sie das eigene Denken erleben und erforschen können. Sie werden ermutigt, eigene Auffassungen zu hinterfragen und lernen, sich mit der Welt so auseinanderzusetzen, dass die eigene Begriffs-und Urteilsbildung gefördert wird.

2. Kunst
Künstlerisches Tun verändert den Menschen. Kunst ist ein Weg, forschend Sensibilität und Einsicht dem eigenen Selbst, dem anderen Menschen und der Welt gegenüber zu entwickeln. Indem sie Denken, Fühlen und Wollen verbindet, kann sie eine Brücke zwischen äußerem und innerem Erleben sein und Studierende so befähigen, sich und die Welt auf vielseitige Weise zu verstehen und zum Ausdruck zu bringen -schöpferisch, darstellend oder als aktiv Beobachtende.

3. Selbstentwicklung
Selbstentwicklung ist wesentlich für die Vorbereitung und Ausführung des Lehrberufes. Sie erfordert das Bewusstsein der eigenen Handlungsfähigkeit und stellt einen kontinuierlichen transformativen und ganzheitlichen Lernprozess dar. Sie beinhaltet künstlerisches Üben, eine forschende Haltung, das Erringen neuer Fähigkeiten durch innere Schulung, Identitätsfindung und das Individualisieren übernommener Werte. Sie vollzieht sich im Dialog mit sich selbst und mit anderen und unterstützt die Entwicklung von seelischer Gesundheit und Resilienz.

4. Forschendes Lernen
Forschen heißt, Phänomene kreativ und systematisch zu identifizieren und auf einander zu beziehen. Verständnis und Wissen werden so gefördert und vertieft. Die Ausbildung von Waldorflehrer*innen kann die Erforschung der eigenen (inneren und äußeren) Praxis beinhalten, z.B. durch Aktionsforschung und reflexive Praxismodelle, die zur Förderung von Lernen und Lehren beitragen können. Forschung ist hier situativ, erkundet und erweitert das sich wandelnde Bild und Verständnis des Kindes und geht auf den örtlichen und kulturellen Kontext ein. Sie kann individuell oder in Gruppen durchgeführt werden.

5. Allgemeinbildung
Für das gelingende Ausüben ihres Berufes benötigen Lehrpersonen ein fundiertes Allgemeinwissen sowie ein verkörpertes Verständnis ihres sozialen und kulturellen Kontextes. Um Lernen zu ermöglichen, müssen sie über effektive Lese-, Schreib-und Rechenkenntnisse sowie angemessene sprachliche Fähigkeiten verfügen.

6. Lehren und Lernen
Lehren und Lernen ist in erster Linie ein dialogischer Prozess, durch den man die Welt, sich selbst und andere erlebt, erkennt und versteht. Er richtet sich nach den jeweiligen Menschen, Orten und Umständen und beinhaltet das Verständnis eines entwicklungsgerechten und flexiblen Lehrplanes sowie Praktika in Schulen, in denen Studierende ihre Unterrichtskunst und -fähigkeiten entwickeln können. Zu diesem Prozess gehört eine kontinuierliche Mentorierung, die anerkennt, dass der Weg zum Lehrberuf für jeden anders ist.

7. Erweitertes Menschenverständnis
Lehrpersonen benötigen ein Menschenverständnis, das sowohl das Greifbare wie auch das nicht-Greifbare, das Verkörperte wie das nicht-Verkörperte mit einschließt. Ein phänomenologischer Ansatz, der bemüht ist, das ganze Spektrum menschlichen Erlebens zu erfassen, befähigt Lehrende, die Lernbedürfnisse des einzelnen Kindes zu antizipieren und auf sie einzugehen. Dieses Anerkennen des menschlichen Werde-prozesses ist die Grundlage einer kreativen Pädagogik.

8. Bildung und gesellschaftlicher Wandel
Studierende sind zur kritischen Betrachtung gegenwärtiger Erziehungsansätze und zum Erforschen zukunftsfähiger Alternativen aufgerufen. Sie stellen erklärte pädagogische Ziele in Frage und untersuchen sie auf ihr Potential hin, zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen. Sie fragen danach, wie Waldorfpädagogik gegen Ausgrenzung und Diskriminierung vorgehen und eine Kraft zum Guten in der Gesellschaft werden kann. Sie entwickeln soziale Fähigkeiten, die ihnen später ein professionelles Arbeiten im Kollegium und mit Eltern ermöglichen. Sie lernen, die Bedeutung von Ausdauer und Resilienz zu schätzen und positiv mit herausfordernden Situationen umzugehen.

9. Gesetzliche Verantwortung, Finanzen, Verordnungen
Lehrende sind Personen des öffentlichen Lebens. Als solche sind sie stets über die rechtliche und finanzielle Seite ihres Berufes informiert und durchschauen betriebliche Abläufe. Zu ihrem Berufsprofil gehören ethisches und verantwortungsbewusstes Handeln und das Bestreben, für die Sicherheit und Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu sorgen.